Jedes Jahr das gleiche Spiel. Kaum beginnen die Rebstöcke im Frühling auszutreiben, schon sind auch Keime, Schädlinge und Krankheiten wieder voll bei der Arbeit. Und diese können nicht nur einzelne Trauben zerstören, sondern ganze Industriezweige in den Bankrott treiben, Winzern die Lebensgrundlage nehmen, oder gesamte Jahrgänge vernichten.
Hier einfach einmal zum Überblick die verschiedenen Feine der Reben:
Rebschädlinge
Unter den Rebschädlingen versteht man jeden tierischen Befall.
Vom ersten grünen Zweig an, interessieren sich hunderte Arten von Milben, Würmern oder Läusen für die Reben. Die Milben befallen die Blätter und Wachstumstriebe der Pflanzen, noch lange bevor überhaupt Blüten zu sehen sind, wodurch der Rebstock seine Vegetationsperiode komplett einstellen kann. Auch andere Tiere, wie der Springwurm, Engerlinge oder Käfer haben es auf die ganz jungen und neuen Triebe abgesehen, was zu einem komplett verkümmerten Wachstum führen kann.
Andere Schädlinge, wie beispielsweise der Heuwurm haben es eher auf die Frücht abgesehen. Er befällt die Trauben und verletzt deren Haut, was die Reben noch zusätzlich anfällig für Pilze macht. Aber der unbestritten schlimmste Schädling für den Weinstock ist die Reblaus. Sie kann ganze Weinberge verwüsten, vermehrt sich rasant, und hatte es Ende des 19. Jahrhunderts fast geschafft, den gesamt Weinbau weltweit zu vernichten.
Pilzerkrankungen
Auch nichttierische Krankheiten können die Reben befallen. In viele guten Lagen ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, was den Befall durch Pilzerkrankungen sehr begünstigt. Direkt vom Anfang der Vegetationsperiode an schwebt die Rebe in der Gefahr von der Schwarzfleckenkrankheit heimgesucht zu werden. Durch schwarz-gelbe Pünktchen auf den Blättern äußert sich diese, und führt dann zum Absterben der betroffenen Teile. Auch der Rote Brenner ist unter Winzern gefürchtet, da er ebenfalls zum Absterben ganzer Pflanzen führt. Der Echte Mehltau, der die Blätter und Trauben befällt führt dazu, dass die Trauben sich erst verfärben, dunkler werden un dann einfach platzen. Der Flasche Mehltau, der dem sehr ähnlich ist, sich aber nur an die Blattunterseiten setzt, führt dagegen zum Schrumpfen der Beeren, und lässt die Blätter einfach abfallen.
Das für die Winzer sehr tückische an Rebkrankheiten, wie beispielsweise dem Grauschimmel, ist ihre Zweiseitigkeit. Solange er noch nicht voll ausgereifte Beeren befällt, kann er die gesamte Ernte vernichten, aber im richtigen Moment ist er als Edelfäule bekannt und überall gewünscht.
Glücklicherweise können heutzutage fast alle Pilzerkrankungen mit Spritzmitteln leicht behandelt werden.
Viruserkrankungen
Lange Zeit wusste man nicht, dass die Rebstöcke auch von Viruserkrankungen befallen werden können. Erst als Ende des 19. Jahrhunderts im großen Stil das Auftropfen europäischer Edelreiser auf amerikanische Wurzelstöcke zur Abwehr der Reblaus praktiziert wurde. Dadurch verdoppelt sich nämlich die Wahrscheinlichkeit für eine Viruserkrankung der Rebe, da ja beide Komponenten schon vorher befallen werden können.
Viren werden nicht nur durch Pfropfen und Klonen verbreitet. Auch kleine Schädlinge oder Insekten können als Überträger fungieren.
Viruserkrankungen sind allgemein sehr unterschiedlich. Manche sind ungefährlich, andere dagegen können gesamte Weinberge komplett ausrotten. Aber durch die meisten Viren wird vor allem der Ertrag der Reben verringert, weil die Triebe deformiert werden.
Bei den meisten Viruserkrankungen ist eine Entseuchung sehr aufwendig und kompliziert.
Bakterielle Erkrankungen
Die mit gefährlichsten und gefürchtetsten Erkrankungen werden aber durch Bakterien hervorgerufen. Dazu gehört beispielsweise die Bakteriennekrose, die zu kümmerlichem Wuchs und daraufhin dem Absterben führt. Es ist wichtig solche Bakterienerkrankungen sofort zu erkennen und mit bestimmten Spritzmitteln zu bekämpfen.
Was viele nicht wissen ist, dass auch fehlende Hygiene zu bakteriellen Infektionen führen kann. Die Schneidewerkzeuge des Winzers müssen somit regelmäßig desinfiziert werden.
Mycoplasmen
Eine weitere Gruppe der Krankheiten wird durch sogenannte Mycoplasmen ausgelöst. Das sind bakterienähnliche Organismen. Sie befallen die Leitungsbahnen im Pflanzengewebe, wodurch der Nährstoffaustausch behindert wird. Auch das führt zum Verkümmern und schließlich zum Absterben der Pflanzen.